Sonntag, 8. Januar 2017

Sind Jehovas Zeugen die wahre Religion, die “vom Geist geleitete Organisation”?


Cover der Wachtturm-
Studienausgabe
vom November 2016
Jehovas Zeugen leben mit der Ansicht, dass Jehova eine Organisation hat. Sie ist ihrer Meinung nach absolut biblisch begründet und eine logische Notwendigkeit. Diese Organisation existiert für sie in Form der organisierten Religion der Zeugen Jehovas, an deren Spitze sieben ältere Herren stehen, die sich selbst als die “Leitende Körperschaft” bezeichnen. Seit 2012 sieht sich diese Gruppe von älteren Männern selbst als den von Jesus in Mt. 25 erwähnten “treuen und klugen Knecht” an (in der Übersetzung der Zeugen Jehovas “treuer und verständiger Sklave”). Die Organisation der Zeugen Jehovas bezeichnen sie als “vom Geist [Gottes] geleitete Organisation”.

In der Wachtturm Studienausgabe vom November 2016 ab Seite 9 begründen Jehovas Zeugen, warum sie was wie organisiert haben und wollen dabei den Eindruck vermittelt, dass ihre Organisation voll und ganz nach biblischem Vorbild strukturiert ist.
Werfen wir einen Blick darauf und gucken wir, ob die dort gelieferten Begründungen biblisch haltbar sind. Ich empfehle, den Artikel vor oder parallel zum Lesen dieser Abhandlung zu lesen, um die Denkweise der Zeugen Jehovas besser nachvollziehen zu können. Sternchen * in dieser Abhandlung verweisen auf tiefergehende Informationen zum jeweiligen Thema, die am Ende des Blogeintrags stehen.
Erste Seite des hier behandelten
Artikels der Wachtturm-Studien-
ausgabe vom Nov. 2016

Die drei Fragen am Anfang der Artikels lauten:

Was überzeugt dich davon, dass Jehova ein unvergleichlich guter Organisator ist?
Warum ist es vernünftig zu erwarten, dass Jehovas Anbeter organisiert sind?
Wie hilft uns der Rat aus Gottes Wort, die Reinheit, den Frieden und die Einheit zu bewahren?
Wenn Jehova etwas organisieren möchte, dann wird er das als Allmächtiger Gott mit allem was dazugehört logischerweise unvergleichlich tun. Macht ihn das zu einem “unvergleichlich guten Organisator”? Möchte Gott, dass wir ihn so nennen? Was wäre der Sinn davon?

Das Wort “Organisator” an sich ist ein Substantiv. Sicherlich hätte es Jehova in der Bibel erwähnt, wenn er für seine organisatorischen Fähigkeiten bei den Menschen bekannt sein möchte. Und er beschreibt sich zwar selbst auf viele verschiedene Weisen in der Heiligen Schrift, aber nicht einmal bezeichnet er sich selbst als Organisator. Man stelle sich vor, das erste der Zehn Gebote würde wie folgt lauten:

“Ich bin Jehova, dein Organisator, der dich aus dem Land Ägypten, aus der Sklaverei, herausführt hat. Du sollst keine anderen Organisatoren neben mir haben” (Ex. 20:2, 3).

Wie in den drei Eingangsfragen des Wachtturmartikels anklingt, ist der Zweck des Artikels zu erkennen, dass alles was Jehova tut einen beachtlichen Grad der Organisation in sich birgt. Damit im Hinterkopf werden wir dann zu dem Gedanken bewogen, dass es nur eine Organisation gibt in der wir Jehova so anbeten können, wie er es möchte. Organisation müsste es demnach sein, was das Erkennungszeichen wahrer Christen ist; oder mit den Worten von Johannes 13:35 (Achtung Ironie): “Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: Wenn ihr organisiert seid.”
Die Bibel verwendet weder das Wort “Organisation”, noch spricht sie von der Notwendigkeit, organisiert zu sein, um Gottes Wohlgefallen haben zu können - die Schreiber des Artikels hatten also eine große Aufgabe vor sich: Wie beweist man die Wichtigkeit des Organisiertseins anhand der Bibel? Hierzu bedienen sich die Absätze 3 bis 5 der Astronomie. Ist das Universum auf eine uhrenwerkartige Weise organisiert? Wir konnten bislang kollidierende Galaxien nachweisen und Sterne, die eine derartige Masse erreicht hatten, dass sie kollabierten, explodierten und zu einem schwarzen Loch wurden, das alles um sich herum einsaugt. Unser Sonnensystem hat sich nach aktueller Forschung aus eine Kollision von Sternentrümmern gebildet. Einige dieser Trümmer existieren noch in einem Asteroidengürtel und am Rande unseres Sonnensystems in der sog. Oort’schen Wolke. Von dieser Wolke gehen gefährliche Kometen zur Erde hin aus und Asteroiden vom erwähnten Gürtel. Wissenschaftler glauben, dass ein hieraus resultierender Einschlag den Dinosauriern ein Ende bereitete. Das spricht alles eher weniger für minutiöse Organisation. Könnte es sein, dass Jehova Dinge in gang setzt und ihnen freien Lauf lässt? Oder liegt eine tiefere Weisheit dahinter?
Die Organisation der Zeugen Jehovas vermittelt den Gedanken, dass Jehova der große Uhrenbauer ist; dass alles, was er tut, minutiöse Organisation beinhaltet und dass es im Universum keine Zufallsereignisse gibt. Diese Ansicht deckt sich jedoch nicht mit wissenschaftlichen Beobachtungen, noch wird sie von der Bibel gestützt. Das Leben ist deutlich interessanter, als es uns JW.org glauben machen möchte.

Nichtsdestotrotz geht der Schreiber des Wachtturm-Artikels anscheinend davon aus, dass wir blind akzeptieren, dass alles im Universum akribisch organisiert sei und wir im Folgenden dann zu der Schlussfolgerung gelangen können, auch wir müssen organisiert sein, damit alles seine Richtigkeit hat. Es geht mir natürlich nicht darum, dass alles Organisierte schlecht ist, aber die Frage ist berechtigt, ob die Organisation von Gott ins Leben gerufen wurde, wie es Jehovas Zeugen schließlich behaupten.

Von Gott organisiert?

Um den Faden nicht zu verlieren, möchte ich kurz wiederholen, was der Wachtturmleser bereits weiß, wenn er sich mit diesem Artikel beschäftigt. Immer wenn die Publikationen, Videos und Broadcasts von JW.org von “Gottes Organisation” sprechen, meinen sie die Organisation der Zeugen Jehovas. Für einen kritischen Denker ist es eigentlich nicht in Ordnung, sie Gottes Organisation zu nennen, solange für einen noch nicht klar ist, ob dem wirklich so ist. Ich zitiere den Artikel im Folgenden dennoch mit dieser stark gefärbten Sprache.

Das Universum ist wirklich ein Wunderwerk der Organisation. Es muss Jehova daher am Herzen liegen, dass auch seine Anbeter gut organisiert sind. Deshalb hat Jehova uns die Bibel als Anleitung gegeben. Ein Leben ohne seine Maßstäbe und seine Organisation hätte Unglück und Elend zur Folge.- Absatz 6
Der Artikel möchte uns zu folgender Gedankenkette bringen:
Zunächst wird dargelegt, dass Jehova möchte, dass wir wie alles andere auch gut organisiert sind. Dann wird uns gesagt, dass Gott uns die Bibel gab, um uns darin anzuleiten, uns besser zu organisieren. (Sollten wir eigentlich annehmen, dass uns Jehova verwirft, falls wir den Grundsätzen der Bibel bzgl. Moral, Liebe, Glauben und Hoffnung folgen, aber NICHT entsprechend organisiert sind?) Und schließlich sollen wir erkennen, dass die Bibel nicht genug ist: Wenn wir ohne der Organisation der Zeugen Jehovas leben, werden wir unglücklich und elend enden.

Die Hilfe, von der gesprochen wird, beinhaltet ihre Interpretation der Bibel. Beispiel:

Die Bibel ist keine zusammenhanglose Sammlung jüdischer und christlicher Texte. Ihr Aufbau ist gut durchdacht — ein von Gott inspiriertes Meisterwerk. Die einzelnen Bibelbücher sind miteinander verknüpft. Vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung zieht sich ein Thema wie ein roter Faden durch die Bibel: die Rechtfertigung der Souveränität Jehovas und die Verwirklichung seines Vorsatzes für die Erde durch sein Königreich unter Christus, dem verheißenen Nachkommen. (Lies 1. Mose 3:15; Matthäus 6:10; Offenbarung 11:15.) - Absatz 7
Jehovas Zeugen erzählen uns hier also, dass das zentrale Thema der Bibel die “Rechtfertigung der Souveränität Jehovas” sei. Machen Sie doch einfach mal eine Suche in der Watchtower Library (online und auf CD verfügbar) zu den Begriffen “Rechtfertigung” und “Souveränität” und ähnliche Wörtern. Es wird Sie überraschen, dass diese Begriffe in der Bibel nicht einmal vorkommen.* Falls das Hauptthema der Bibel gar nicht das ist, was Jehovas Zeugen hier behaupten, was ist es dann? Falls wir mit Wachtturmartikeln wie diesem vom eigentlichen Zweck der Bibel weggeführt werden, dann sind wir aus christlicher Sicht doch erst Recht im Begriff “unglücklich und elend” zu enden.


JW.org - teils jüdisch, teils christlich

Um zu belegen, dass die Organisation der Zeugen Jehovas biblisch und notwendig ist, wird sich im Wachtturmartikel nun wieder auf Israel als Modell für die moderne Christenversammlung bezogen.
Die Israeliten in alter Zeit waren ein Beispiel für gute Organisation. So gab es unter dem mosaischen Gesetz „Frauen, die am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft organisierten Dienst taten“ (2. Mo. 38:8). Zogen die Israeliten mit der Stiftshütte weiter, geschah dies geordnet. Später teilte König David die Leviten und Priester in gut funktionierende Abteilungen ein (1. Chr. 23:1-6; 24:1-3). Gehorchten die Israeliten Jehova, wurden sie mit Ordnung, Frieden und Einheit gesegnet (5. Mo. 11:26, 27; 28:1-14).- Absatz 8
Natürlich waren sie organisiert, als Gott Millionen von Menschen durch die lebensfeindliche Wüste nach Kanaan schreiten ließ. Jehova ist natürlich fähig, zu organisieren, wenn ein Ziel erreicht werden soll, für das eine Organisierung notwendig ist. Als die Israeliten im Verheißenen Land ankamen und sich niederließen verschwand dieser Grad der Organisation wieder. Um genau zu sein war es die Wiedereinführung einer straffen Organisation unter einer menschlichen Autorität, die alles Erreichte wieder zunichte machte.
“In jenen Tagen gab es keinen König in Israel. Jedermann war gewohnt, zu tun, was in seinen eigenen Augen recht war” (Ri. 17:6, NW).

Das klingt kaum nach einer Organisation unter einer zentralen Autorität. Warum benutzt man eigentlich nicht diese Beschreibung als Vorbild für die moderne Christenversammlung und stattdessen die gescheiterte Struktur Israels, die durch ihren fehlgeleiteten Wunsch nach einem menschlichen König, der sie regieren sollte, entstand?

Gab es im ersten Jahrhundert eine Leitende Körperschaft?

Die Absätze 9 und 10 versuchen eine Grundlage für die heutige Leitende Körperschaft zu legen, indem dort gesagt wird, es habe im ersten Jahrhundert ein Gegenstück existiert. Dies ist jedoch nicht wahr. Bei einer einzigen Begebenheit gaben die Apostel und älteren Männer von Jerusalem eine Anweisung an alle Versammlungen jener Tage weiter, und das nur, weil Männer aus ihren eigenen Reihen das zugrundeliegende Streitthema aufbrachten. Also war es auch ihre Aufgabe, dazu Stellung zu nehmen. Darüber hinaus gibt es keinen Beweis dafür, dass sie allen Versammlungen, die auf der damaligen Welt verteilt waren, angeleitet hätten. Es ist genau das Gegenteil der Fall. Wer führte denn z.B. die Bezeichnung “Christen” ein? Sie kam aus der nichtjüdischen Versammlung in Antiochia (Apg. 11:26). Auch wurden Paulus und seine Begleiter nicht von einer Leitenden Körperschaft auf seine drei Missionsreisen entsandt. Es war wiederum die Versammlung in Antiochia, die Paulus damit beauftragte und unterstützte.**

Hältst du dich an Anweisungen?

“Sich an Anweisungen zu halten” klingt harmlos. Es ist jedoch ein Euphemismus bei Jehovas Zeugen für “kritiklosen Gehorsam”. Schnelle und bedingungslose Unterordnung unter die Anordnungen der Männer, die in der Organisation der Zeugen Jehovas die Führung innehaben, ist das, was erwartet wird.
Wie sollten sich Mitglieder von Zweig- oder Landeskomitees, Kreisaufseher oder Versammlungsälteste verhalten, wenn sie von Gottes Organisation Anweisungen bekommen? Jehova fordert uns alle in seinem Wort auf: „Gehorcht . . . und seid unterwürfig“ (5. Mo. 30:16; Heb. 13:7, 17). Eine kritische oder rebellische Einstellung ist in Gottes Organisation fehl am Platz, da sie die Liebe, den Frieden und die Einheit einer Versammlung stören könnte. Sicher möchte kein loyaler Christ so respektlos und illoyal sein wie Diotrephes. (Lies 3. Johannes 9, 10.) Fragen wir uns: Trage ich in meinem Umfeld zu einer geistig erbauenden Atmosphäre bei? Bin ich bereit, Anweisungen von verantwortlichen Brüdern sofort anzunehmen und mich daran zu halten?- Absatz 11
Die ersten beiden Sätze des 11. Absatzes führen zu dem Eindruck, dass die Bibel den Zweikomitees, Kreisaufsehern und Versammlungsältesten ans Herz legt, gehorsam und sich unterordnend gegenüber der Leitenden Körperschaft zu verhalten. Zwei Verse werden als Quelle angegeben.
In 5. Mose 30:16 geht es um die Gebote Gottes, nicht um die “Gebote von Menschen” oder die “Anweisungen” der Organisation der JZ. Und in Hebräer 13:17 geht es nicht um bedingungslosen Gehorsam bezüglich den Anweisungen von Menschen. Das griechische Wort peithó, das hier gebraucht wird, bedeutet “überzeugt sein”, “Vertrauen haben”. Nicht “gehorchen”. Wenn die Bibel davon spricht, Gott zu gehorchen, wie z.B. in Apg. 5:29, benutzt sie ein anderes griechisches Wort.*** Auf welcher Grundlage sollte man dazu bewogen sein, den Anweisungen der Ältesten, des Kreisaufsehers oder der Leitenden Körperschaft Folge zu leisten? Sollte es nicht Gottes inspiriertes Wort sein? Was also, falls die Anweisungen konträr zu diesem inspirierten Wort stehen? Wem sollten wir dann gehorchen?
Eine kritische oder rebellische Einstellung ist in Gottes Organisation fehl am Platz, da sie die Liebe, den Frieden und die Einheit einer Versammlung stören könnte. Sicher möchte kein loyaler Christ so respektlos und illoyal sein wie Diotrephes.- Absatz 11
Für den Vergleich mit Diotrephes, der bei jedem gebracht wird, der nicht bereitwillig der Leitung der Leitenden Körperschaft folgt, sollten wir im Sinn behalten, dass es der Apostel Johannes war, dem Diotrephes widerstand. Somit wird eine Parallele zwischen dem von Jesus ernannten Apostel Johannes und den selbsternannten Gliedern der Leitenden Körperschaft gezogen.
Jehovas Zeugen haben lange Zeit den Papst und andere Kirchenpersönlichkeiten in großem Maße kritisiert. Dennoch ziehen sie es nicht in Erwägung, dass sie mittlerweile vielleicht selbst eine Position wie die des Diotrephes einnehmen. Was sind überhaupt die Kriterien dafür, dass jemand als neuzeitlicher Diotrephes gilt? Wann ist es in Ordnung, einer geistlichen Autorität ungehorsam zu sein? Und können die gleichen Kriterien auch auf Zeugen Jehovas angewandt werden?

Wer ernannte Timotheus?

Um die Notwendigkeit der bedingungslosen Unterstützung der Anweisungen der Leitenden Körperschaft zu veranschaulichen wird folgendes Beispiel gebracht:
Denken wir an eine Entscheidung, die die leitende Körperschaft vor einiger Zeit traf. Im Wachtturm vom 15. November 2014 wurde in „Fragen von Lesern“ eine geänderte Vorgehensweise bei der Ernennung von Ältesten und Dienstamtgehilfen erklärt. Wie ausgeführt wurde, bevollmächtigte die leitende Körperschaft im 1. Jahrhundert reisende Aufseher, solche Ernennungen vorzunehmen. Gemäß diesem Vorbild ernennen Kreisaufseher seit dem 1. September 2014 Älteste und Dienstamtgehilfen.- Absatz 12
Als Begründung für diese Änderung wird die Struktur im ersten Jahrhundert angeführt. Wie es immer öfter der Fall ist, wird auch hier keine biblische Basis angeführt, um die Behauptung zu stützen, dass es damals so gewesen ist. Haben die älteren Männer und Apostel in Jerusalem - also das, wovon die heutige Leitende Körperschaft behauptet, es sei die Leitende Körperschaft im ersten Jahrhundert gewesen - wirklich reisende Aufseher autorisiert solche Ernennungen vorzunehmen? Timotheus ist als Beispiel in den im Absatz angeführten Bibelversen genannt. Wer hat Timotheus autorisiert, Älteste in den Versammlungen zu ernennen, die er besuchte?
“Diesen Auftrag vertraue ich dir an, Kind, Timotheus, gemäß den Voraussagen, die direkt zu dir hingeführt haben, damit du durch diese den vortrefflichen Kriegszug fortsetzest” (1. Tim. 1:18, NW).
“Vernachlässige die Gabe in dir nicht, die dir durch eine Voraussage verliehen wurde und dadurch, dass dir die Körperschaft der älteren Männer die Hände auflegte” (1. Tim. 4:14, NW).
“Gerade au diesem Grund erinnere ich dich daran, die Gabe Gottes, die durch das Auflegen meiner Hände in die ist, wie ein Feuer anzufachen” (2. Tim. 1:6, NW).

Timotheus kam aus Lystra und nicht aus Jerusalem. Von dem eben Zitierten wird klar, dass der Apostel Paulus und die Ortsältesten die Gaben des Geistes in Timotheus am Werke sahen. Das und die Voraussagen über ihn, die durch den Heiligen Geist gemacht wurden, hat sie dazu bewogen, ihm die Hände aufzulegen und ihn für die vorliegende Arbeit auszusenden. Wir könnten nun argumentieren, dass ja durch die Anwesenheit des Paulus die sogenannte Leitende Körperschaft von Jerusalem dabei mitwirkte. Doch die Schrift sagt das Gegenteil.

“Nun befanden sich in der Ortsversammlung in Antiọchia Propheten und Lehrer: Bạrnabas und auch Sịmeon, genannt Nịger, und Lụcius von Kyrẹne und Mạnaën, der mit Herodes, dem Bezirksherrscher, erzogen worden war, und Saulus. Während sie Jehova öffentlich dienten und fasteten, sprach der heilige Geist: „Sondert mir von allen Personen Bạrnabas und Saulus für das Werk aus, zu dem ich sie berufen habe.“ Da fasteten und beteten sie und legten ihnen die Hände auf und ließen sie gehen” (Apg 13:1-3, NW).

Die Berufung und Autorisierung von Saulus (Paulus), seine Dienstreisen fortzusetzen kam nicht von Jerusalem, sondern Antiochia. Sollten wir also annehmen, dass Antiochia die Leitende Körperschaft des ersten Jahrhunderts bildete? Wohl kaum. Die Schrift zeigt klar, dass alle Ernennungen vom Heiligen Geist gemacht wurden und keinem zentral organisierten Komitee oder deren reisenden Aufsehern.

Von denen überzeugt sein, die die Führung übernehmen (Heb. 13:17)

Jetzt kommt ein Hinweis im Wachtturm, dem wir wirklich folgen sollten.
“ Wir müssen den biblisch fundierten Rat der Ältesten befolgen. Diese loyalen Hirten der Organisation Gottes lassen sich von den „gesunden Worten“ aus der Bibel leiten (1. Tim. 6:3)” - Absatz. 13
Wenn der Rat auf die Bibel gestützt ist, dann sollten wir ihm unter allen Umständen nachkommen, ganz egal wo er herkommt (Mt. 23:2, 3). Dennoch müssen wir 1. Timotheus 6:3 zufolge keinem Rat folgen, der nicht auf die Bibel gestützt ist und eben nicht gesund und nützlich ist.
“Wenn jemand eine andere Lehre lehrt und den gesunden Worten, denen unseres Herrn Jesus Christus, und der Lehre, die der Gottergebenheit entspricht, nicht zustimmt, so ist er vor Stolz aufgeblasen und versteht nichts, sondern ist wegen Streitfragen und Debatten über Worte geistig krank. Aus diesen Dingen entspringen Neid, Streit, Lästerreden, böse Verdächtigungen, heftige Wortwechsel um Kleinigkeiten von seiten der Menschen, die verderbten Sinnes und der Wahrheit beraubt sind und denken, Gottergebenheit sei ein Mittel zum Gewinn” (1. Tim. 6:3-5, NW).

In solchen Fällen sollten wir also absolut nicht folgen. Ein praktisches Beispiel können wir im nächsten Absatz sehen.
[Paulus] forderte die Ältesten auf, den unmoralischen Mann „dem Satan [zu] übergeben“ — ihn also auszuschließen. Um die Reinheit der Versammlung zu bewahren, mussten die Ältesten den „Sauerteig“ entfernen (1. Kor. 5:1, 5-7, 12). Wird heute ein reueloser Sünder ausgeschlossen, sollten wir hinter der Entscheidung der Ältesten stehen. Dadurch tragen wir zur Reinheit der Versammlung bei und möglicherweise auch dazu, dass die Person bereut und die Vergebung Jehovas sucht.” - Absatz 14
Paulus schrieb seine Briefe an ganze Versammlungen, nicht unter Verschluss an die Ältestenschaft (Kol. 4:16). Seine im Absatz zitierten Worte wurden an alle Brüder und Schwestern der Versammlung in Korinth gerichtet. Wenn wir sowohl die Mahnung, ‘einen bösen Menschen aus der Mitte zu entfernen’ und den anschließenden Appell an alle, zu vergeben, betrachten, dann sehen wir klar, dass die Versammlung angesprochen wurde und nicht nur die Ältesten (1. Kor. 5:13; 2. Kor. 2:6, 7).
Heute schließen die Ältesten hinter verschlossenen Türen einzelne Zeugen Jehovas im Geheimen aus und keiner weiß, was überhaupt die Sünde war oder weshalb derjenige ausgeschlossen wurde. Das ist im Widerspruch zu den klaren Anweisungen Jesu in Matthäus 18:15-17.**** Um dem Rat aus 1.Timotheus 6:3-5 zu folgen sollten wir den Anweisungen in Absatz 14 also nicht Folge leisten.

Die Essenz nicht erkennen

In Korinth gab es noch ein Problem, das angegangen werden musste. Einige brachten ihre Brüder vor Gericht. Paulus stellte ihnen die ernüchternde Frage: „Warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun?“ (1. Kor. 6:1-8).
- Absatz 15
Absatz 15 macht einen Aufruf zur Einheit bezüglich strittigen rechtlichen Angelegenheiten zwischen Brüdern, indem er 1. Kor. 6:1-8 zitiert. Das ist ein guter Ratschlag, aber er verliert an Gewicht durch die fehlgeleitete Lehre der Organisation über die anderen Schafe. Warum? Weil die anderen Schafe gemäß der Organisation eben nicht “Engel richten” werden, was wiederum den Ausführungen Pauli in 1. Korinther 6:3 den Boden entzieht.***** “Oder wißt ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Und wenn durch euch die Welt gerichtet werden soll, seid ihr da nicht geeignet, ganz geringfügige Dinge rechtlich zu entscheiden? Wißt ihr nicht, daß wir Engel richten werden? Warum also nicht Dinge dieses Lebens?” (1. Kor. 6:2, 3; NW)

Einheit vs. Liebe

Absatz 16 appelliert an die Einheit. Liebe lässt Einheit als natürliches Resultat entstehen, aber Einheit kann eben auch ohne Liebe bestehen. Auch der Teufel und seine Dämonen haben gewisse Einheit untereinander (Mt. 12:26). Einheit ohne Liebe hat für Christen keinen Wert. Was Jehovas Zeugen eigentlich meinen, wenn sie von Einheit reden, ist Konformität, oder noch krasser ausgedrückt: Gleichschaltung. Konformität zu den Anweisungen der Leitenden Körperschaft, der Zweigbüros, der Kreisaufseher und der Ortsältesten erzeugt eine Form der Einheit, aber ist das die Art von Einheit, die Jehova Gott segnet?

Ausschlussangelegenheiten falsch gehandhabt

Absatz 17 scheint uns eigentlich ausgeglichenen, auf die Bibel gestützten Rat zu geben.
“Damit die Einheit und Reinheit einer Versammlung erhalten bleibt, müssen sich die Ältesten unverzüglich mit Rechtsangelegenheiten befassen und dabei liebevoll vorgehen.“- Absatz 17
Illustration aus: Der Wachtturm,
Studienausgabe, Nov. 2016, S. 13
Man muss nur kurz im Internet nach News oder Artikeln über Jehovas Zeugen suchen und schon wird man Informationen darüber finden, wie diese “Rechtsangelegenheiten” (gemeint sind Ausschlussverfahren) gehandhabt werden und dass diese eben nicht zu “Reinheit” und Einheit führen. Die Ausschlussregelungen sind die umstrittendsten und folgenreichsten Aspekte, wegen denen die Organisation heute in der Kritik steht.

Es ist wichtig, die Versammlung rein zu halten, aber wenn wir wir von dem Vorgehen abweichen, das unser Herr Jesus Christus vorgab, dann werden wir sicherlich Schwierigkeiten bekommen und Schande auf seinen Namen und den unseres Vaters im Himmel bringen.

Besonders deutlich wird das, wenn jemand aus freien Stücken heraus kein Zeuge Jehovas mehr sein will, ohne dass etwas vorgefallen wäre, weshalb er hätte ausgeschlossen werden können. (Bei Jehovas Zeugen nennt man das “die Gemeinschaft verlassen”.) Manchmal hat das dazu geführt, dass schwache Mitglieder wie z.B. Opfer von Kindesmisshandlung von ihrer Familie und ihrem Freundeskreis gemieden werden, wenn sie die Zeugen Jehovas deshalb verlassen haben, weil sie vom Vorgehen der Organisation empört, enttäuscht und verletzt waren (Mt. 18:6).

Wie Absatz 17 weiter beschreibt, zeigen wir zwar auf, was die Bibel uns anweist, wir halten uns nur nicht daran.
“Einige Monate später schrieb er den Korinthern einen zweiten Brief. Wie dieser zeigt, waren in der Versammlung Fortschritte zu erkennen, weil die Ältesten den Rat des Apostels umgesetzt hatten.”- Absatz 17
“Einige Monate später” wies Paulus die Versammlung an, den Mann wiederaufzunehmen. Es wird im Wachtturmartikel zwar gesagt, dass in diesem biblischen Beispiel die Wiederaufnahme “einige Monate später” bereits nach dem “Ausschluss” erfolgt war, aber davon wird kein Rat an die heutigen Ältesten abgeleitet. Jeder Älteste weiß, dass man bei Jehovas Zeugen mindestens ein Jahr ausgeschlossen sein muss, um wiederaufgenommen zu werden. Ich habe selbst einige Ältestenschaften erlebt, die sich vor dem Kreisaufseher dafür rechtfertigen mussten, dass sie jemand vor Ablauf von 12 Monaten wieder aufnahmen. Dieses ungeschriebene Gesetz wird über verschiedene Wege vermittelt. Zum Beispiel wurde auf dem regionalen Kongress im letzten Jahr (2016) ein Video abgespielt, das eine Schwester zeigte, die wegen “Hurerei” ausgeschlossen wurde. Nach 15 Jahren, als sie schon lange nicht mehr das, weshalb sie ausgeschlossen wurde, tat, hat sie sich darum bemüht, wiederaufgenommen zu werden. Passierte das sofort? Nein. Sie musste ein ganze Jahr (!) warten, bis sie wiederaufgenommen wurde. ‘Wir ehren Gott mit unseren Lippen, aber unsere Herzen sind weit von ihm entfernt’ (Mk. 7:6).

Was wirklich wichtig ist

In einer Versammlung, der Jesus Christus vorsteht, ist Liebe das wirklich wichtige Element (Joh. 13:34, 35; 1. Kor. 13:1-8). In einer Organisation jedoch, die von Menschen gestaltet wird, ist das wichtigste Gehorsam, Fügsamkeit und Konformität. Das einzige, was dort zählt, ist, dass die Anweisungen befolgt werden (Mt. 23:15).




Fußnoten

* Zu mehr Informationen, warum das gesagt werden kann, empfehle ich die Artikel: Vindicating Jehovah’s Sovereignty und Why Do Jehovah’s Witnesses Preach the Vindication of Jehovah’s Sovereignty?

** Zu der Frage, ob es im ersten Jahrhundert nun eine Leitende Körperschaft oder nicht gab, siehe: 
Die Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas - eine biblische Vorkehrung?
*** Für mehr Informationen zu dem verwendeten griechischen Wort und was damit gemeint ist siehe: To Obey or Not to Obey—That Is the Question

**** Für eine detaillierte Analyse, die betrachtet, wie die Organisation Bibeltexte für die Ausschlusspraxis “missbraucht”, siehe Matthew 18 Revisited, die Artikelserie Exercising Justice sowie II. Ausschluss, Gemeinschaftsentzug, Exkommunikation

***** Ein ausführliche Abhandlung zu der Lehre der anderen Schafe anhand der Bibel findet sich in den Artikeln Adopted! und Going Beyond What Is Written, sowie in Der neue Gesalbe



Dieser Artikel basiert auf einem Artikel meines Bruders Meleti Vivlon von Beroean Pickets.
Die Abkürzung "NW" steht für die Bibelübersetzung der Zeugen Jehovas ("Neue-Welt-Übersetzung").

6 Kommentare:

  1. Natürlich kommt der Ausdruck "Organisation" so nicht in der Bibel vor, wie etliche andere Begriffe wie "Katze" oder "Dreieinigkeit", der übrigens tatsächlich nirgendswo in der Bibel vorkommt.

    Die Apg zeigt mehr als deutlich, dass die "Älteren Männer" von Jerusalem ausgehehend bis Kleinasien, Mesopotamien, sogar bis nach Rom sehr wohl organisiert waren bzw. sich organisierten und wie sie die Dingen richteten. Oder ist der Paulus einfach so auf's Geradewohl losgelaufen, plan- und zielos umhergelaufen? Diese wurde vom Heiligen Geist unterstützt und gesegnet. Allein die Apostelgeschichte ist ein hervoragender Beweis, dass Organisation notwendig war und diese sehr deutlich unterstützte.

    Oder wie Gott die Welt schuf und die Bibelschreiber der Reihenfolge der Bibel seinen Sinn gaben. Oder Moses die Gebote empfang usw. Ihre Art wie sich Jehovas Zeugen organisieren, entspricht genau dem Muster der Apg.

    Schauen wir doch die wunderbar organiserte Natur an; und wer seine Augen zum Himmel blicken lässt, das ist alles nach Gesetzen der Physik und Ordnung alles von der größten Galaxie bis ins kleinste Detail sprich Quarks- und Quantenphysik organisiert. Oder schauen wir doch mal ein kleines Tier an, den Baumwaldsänger, eine Grasmücke. 20.000 km Flug legt er zu seinen Winterquartiere zurück. Einprogrammierte Navigation, sprich Weisheit, sprich einprogrammierte Organisation.

    Irgendwie liest sich das wie die Lehre der Evolutionisten. Viele von denen behaupten auch, durch Nichts entstand die Welt, weil "Organisation" nirgendswo steht, obwohl sie ganz genau wissen, dass ohne Organisation sich nicht mal was ansatzweise entwickeln kann. Allein die DNS bestaunen sie immer wieder. DNS ist nach einem klaren Muster bestens organisiert. Ohne Organisation kein LEBEN je möglich!

    Ich weiß nun wirklich nicht, was all diese ellenlange Verzweiflungsargumentation gegen die Organisationsweise der Z. J. hier eigentlich soll? Diese Leseart erweckt psychologisch den Eindruck, eines tief verwurzelten Stolzes und Betroffenheit, deren Motiv „Es-kann-nicht-sein-was-nicht-sein-darf“ im Unterbewusstsein festgenagelt zu sein scheint.

    Wir leben inmitten der Erfüllungen Biblischer Prophezeiungen.

    Das „abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht“ und sich nun schrittweise an „Heiliger Stätte“ (Reich Gottes, bzw. Königreich Gottes) stellt, deren Wirken und Ziele werden von Tag zu Tag sichtbarer, welche man nun in Davos kürzlich öffentlich zugegeben hatte, während vor einigen Jahren selbst Akademiker der Politiwissenschaften noch für „Verschwörungstheoretiker“ gehalten wurden; die Kritiker nun plötzlich verstummen.

    Bitte besinnt Euch! In christlicher Liebe wollen wir Euch heimholen, bevor es zu spät ist! Betet Jehova und gebt ihn die Ehre an (Off. 4). Nur wer seinen Namen anruft, kann gerettet werden! (Jesaja 12 Joel 2:32).

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    1. Hallo Thomas,
      ich habe nun schon häufig versucht, ja seit Jahren, mit Jehovas Zeugen anhand der Bibel zu sprechen, auch viele meiner christlichen Freunde, die noch nie etwas mit Jehovas Zeugen zu tun hatten, haben dies versucht und versuchen es immer noch. Das Ergebnis ist bislang immer das gleiche: Sobald ich anfange, anhand der Bibel zu argumentieren und Fragen zu stellen, wird sich zurückgezogen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn ein Zeuge Jehovas mir anhand der Bibel zeigen würde, dass meine christlichen Überzeugungen, die in diversen Punkten einen Gegensatz zur Ansicht der Zeugen Jehovas darstellen, falsch sind. Ich würde zuhören und mit Respekt anhand der Bibel antworten. Alles, was ich will, ist dem Wort Gottes zu folgen, Jahwe zu gehorchen und ihn in meinem Leben zu haben. Ein Beispiel: Ich habe eine kleine Zusammenfassung erstellt, was die Bibel zum Zustand der Toten sagt und es wird darin sehr deutlich, dass die Ansicht der Zeugen Jehovas aus meiner Warte aus kritisch zu sehen ist - obwohl ich fast ausschließlich Bibelstellen zitiere (hier findet man den Inhalt dieses Dokuments: https://wortederwahrheit.blogspot.com/2019/01/bibel-zustand-der-toten-bibelstellen.html ). Dieses Dokument gab ich auch vielen Zeugen Jehovas und sagte dazu, dass ich für Gegenargumente offen bin und es mir nicht um ein Streitgespräch geht, sondern lediglich darum, demütig und gebetsvoll festzustellen, was die Bibel wirklich darüber lehrt. Das Ergebnis? Kein einziger Zeuge Jehovas hat jemals Stellung dazu bezogen, weder schriftlich noch mündlich. Gesprächsangebote wurden ausgeschlagen, ein Termin sogar kurz vor Stattfinden per WhatsApp, nicht einmal telefonisch, abgesagt. Meist mit Begründungen wie "Ich habe mich lange genug mit der Bibel beschäftigt, um zu wissen, dass meine Ansicht richtig ist, daher diskutiere ich nicht darüber." Ist es das, was es bedeutet, jederzeit bereit zur Verteidigung der eigenen Hoffnung vor jedermann zu sein? Ist es das, was es bedeutet, wenn die Bibel dazu auffordert, mit der Bibel falsche Ansichten richtig zu stellen? Ich kann nur traurig darüber sein und für diese Menschen beten, aber wenn sie nicht auf die Bibel hören - was kann ich dann noch tun? Und wie könnte ich zu einer Organisation gehen, die m.E. Dinge lehrt, die unbiblisch sind, sich aber gleichzeitig weigert, zu begründen, warum meine bibeltreue Ansicht falsch sei? Wenn du weniger kontaktscheu bist, kannst du die Abhandlung über den Zustand der Toten hier lesen: https://wortederwahrheit.blogspot.com/2019/01/bibel-zustand-der-toten-bibelstellen.html

      In Liebe

      Kyp

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  2. Hallo Thomas,
    ich habe nun schon häufig versucht, ja seit Jahren, mit Jehovas Zeugen anhand der Bibel zu sprechen, auch viele meiner christlichen Freunde, die noch nie etwas mit Jehovas Zeugen zu tun hatten, haben dies versucht und versuchen es immer noch. Das Ergebnis ist bislang immer das gleiche: Sobald ich anfange, anhand der Bibel zu argumentieren und Fragen zu stellen, wird sich zurückgezogen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn ein Zeuge Jehovas mir anhand der Bibel zeigen würde, dass meine christlichen Überzeugungen, die in diversen Punkten einen Gegensatz zur Ansicht der Zeugen Jehovas darstellen, falsch sind. Ich würde zuhören und mit Respekt anhand der Bibel antworten. Alles, was ich will, ist dem Wort Gottes zu folgen, Jahwe zu gehorchen und ihn in meinem Leben zu haben. Ein Beispiel: Ich habe eine kleine Zusammenfassung erstellt, was die Bibel zum Zustand der Toten sagt und es wird darin sehr deutlich, dass die Ansicht der Zeugen Jehovas aus meiner Warte aus kritisch zu sehen ist - obwohl ich fast ausschließlich Bibelstellen zitiere (hier findet man den Inhalt dieses Dokuments: https://wortederwahrheit.blogspot.com/2019/01/bibel-zustand-der-toten-bibelstellen.html ). Dieses Dokument gab ich auch vielen Zeugen Jehovas und sagte dazu, dass ich für Gegenargumente offen bin und es mir nicht um ein Streitgespräch geht, sondern lediglich darum, demütig und gebetsvoll festzustellen, was die Bibel wirklich darüber lehrt. Das Ergebnis? Kein einziger Zeuge Jehovas hat jemals Stellung dazu bezogen, weder schriftlich noch mündlich. Gesprächsangebote wurden ausgeschlagen, ein Termin sogar kurz vor Stattfinden per WhatsApp, nicht einmal telefonisch, abgesagt. Meist mit Begründungen wie "Ich habe mich lange genug mit der Bibel beschäftigt, um zu wissen, dass meine Ansicht richtig ist, daher diskutiere ich nicht darüber." Ist es das, was es bedeutet, jederzeit bereit zur Verteidigung der eigenen Hoffnung vor jedermann zu sein? Ist es das, was es bedeutet, wenn die Bibel dazu auffordert, mit der Bibel falsche Ansichten richtig zu stellen? Ich kann nur traurig darüber sein und für diese Menschen beten, aber wenn sie nicht auf die Bibel hören - was kann ich dann noch tun? Und wie könnte ich zu einer Organisation gehen, die m.E. Dinge lehrt, die unbiblisch sind, sich aber gleichzeitig weigert, zu begründen, warum meine bibeltreue Ansicht falsch sei? Wenn du weniger kontaktscheu bist, kannst du die Abhandlung über den Zustand der Toten hier lesen: https://wortederwahrheit.blogspot.com/2019/01/bibel-zustand-der-toten-bibelstellen.html

    In Liebe

    Kyp

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  3. Kayp, was ist denn Deiner Meinung nach falsch an der Biblischen Lehre? Bis jetzt konnte ich nur missverstandene Dinge erkennen.

    Bis jetzt habe ich gesehen, dass Du dich an Menschen stößt, obwohl Du zu wissen scheinst, was bspw. Matthäus 13 uns vermittelt.

    Vielleicht solltest Du erstmal wirklich ernsthaft beten und versuchen, dabei nicht in deinem Inneren eine Art "Restgeschäft" aufzubewahren, welches dir vielleicht seit Jahren auf der Leber als tiefer Hader liegt, sondern ggf. Dich ganz frei machen, indem Du an Jehova die reine Bitte stelltst, die Dinge wirklich verstehen zu wollen. Vielleicht liegt darin der Grund, dass die "Tiefe des Reichtum Gottes" Dir vorenthalten wurde. Keine Ahnung Wie auch immer. Ich kann nicht in Dir reinschauen, aber ich lese zwischen dem Lesen Deiner Lettern, dass Du mit Dir selbst nicht wirklich zufrieden zu sein scheinst und beim Suchen Dich ständig im Kreise zu drehen scheinst. Wie auch immer.

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  4. Hallo Kyp,

    leider kann ich Deinen Blog über den "Zustand der Toten nicht öffnen", so dass ich mir das anschauen kann. Stelle mir doch hier Deinen Fragen, was Dich kritisch darüber bewegt.

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    1. Hallo Thomas,
      der Link geht einwandfrei, du kannst alternativ auch einfach in der Suche "Zustand der Toten" suchen oder dich zum entsprechenden Beitrag durchklicken (er ist vom Januar 2019).
      Ich verstehe deine Ausführungen nicht ganz - ich bin ohne Groll und Hader, ich bin auch nicht verbittert oder unzufrieden - alles, was ich tue, ist nach der Bibel zu leben. Mein Leben besteht aus der Nachfolge Jesu und ähnlich wie du es wohl tust, spreche ich mit möglichst vielen ungläubigen Menschen über meinen Glauben.
      Wären Jehovas Zeugen die Religion, die am ehesten und besten nach der Bibel lehrt - ich wäre sofort einer, das verspreche ich aufrichtig. Der Artikel hier thematisiert ein Detailthema und ist einwandfrei recherchiert und begründet. Einfach nur zu sagen, das sei eine Verzweiflungsargumentation macht es doch zu einfach - wenn dann, muss auch gezeigt werden, was genau an den Argumenten nicht stimme.
      Was den Zustand der Toten betrifft, so verwendet die Bibel ca. 35-40 Bibelstellen, um ihn zu beschreiben. Diese Stellen sind in genanntem Artikel

      https://wortederwahrheit.blogspot.com/2019/01/bibel-zustand-der-toten-bibelstellen.html

      aufgelistet. Wenn wir sie uns ansehen, so kommen wir bei einer anderen Lehre heraus, als sie die Zeugen Jehovas vertreten. Der markanteste Unterschied ist: Die Bibel sagt sehr wohl, dass wir nach dem Tod für das gerichtet werden, was wir in DIESEM Leben getan haben. Hebräer 9:27: "Es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu sterben und danach gerichtet zu werden. Ebenso ist Jesus auch einmal geopfert worden, um die die Sünden vieler wegzunehmen [...]" Nach Johannes 5:24 wird jeder, der an Jesus glaubt, von diesem Gericht entbunden werden. Die Lehre einer zweiten Chance im Tausendjährigen Reich finden wir einfach nicht in der Bibel. Wer als Ungläubiger stirbt, wird auch als Ungläubiger nach dem Tode auferweckt und gerichtet werden. Er wird keine Gelegenheit mehr haben, zu Jahwe zu kommen, denn er hatte seine Leben und Gott hat ihm dort reichlich Gelegenheit eingeräumt (ähnlich Lukas 16:19 ff.). Eine genauere Argumentation unterstützt durch dutzende Stellen, findest du im Link.

      Ich freue mich auf deine Meinung

      Kyp

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