Mittwoch, 6. Mai 2015

Die Lutherbibel 2017 - eine faszinierende Reise


2017 ist es soweit: Anlässlich von 500 Jahren Reformation von Martin Luther wird es eine Revision der Lutherbibel geben.

Abgesehen davon, dass es faszinierend ist, dass vor 500 Jahren ein aufrichtiger Mensch anhand der Bibel feststellte, dass die vorherrschende religiöse Meinung nicht schriftgemäß ist, ist in den 500 Jahren dazwischen viel passiert. Wie oft ist die Lutherbibel eigentlich revidiert worden? Wie viel ist in modernen Lutherbibeln noch von Luthers eigenen Worten zu lesen? Welche Versionen sind heute erhältlich?

1534  Die erste vollständige Lutherbibel (Altes und Neues Testament) erscheint.

1545  Von 1534-1545 revidiert Luther seine Übersetzung mehrfach. Die "Biblia Deudsch", seine Bibelübersetzung, kommt in neueren Fassungen heraus.

1912  Von 1545-1912 revidieren Bibelgesellschaften und Druckereien Luthers Biblia Deudsch nach eigenem Ermessen und geben sie in vielen verschiedenen Versionen heraus. Fast 400 Jahre (!) plätscherten also dahin und waren geprägt von einer Berufung auf Luthers Text von 1534-1545. Man beachte, dass es fast 7 Menschenleben lang dauerte, bis Luthers Text wieder in einem größeren Maße revidiert wurde (bei einer rechnerischen Lebensdauer von 60 Jahren, auch wenn sie damals noch deutlich geringer war).
1912 bildet den ersten Meilenstein seit 1545: Nach jahrelanger Arbeit gibt die evangelische Kirche eine offizielle, revidierte Ausgabe der Lutherbibel heraus. Übersetzungsfehler von Luther wurden korrigiert und die Rechtschreibung auf den aktuellen Stand gebracht. Auch heute noch findet man die 1912 Lutherbibel zu kaufen. Da sie mittlerweile gemeinfrei ist (d.h., dass keine Lizenzgebühr mehr gezahlt werden muss und jeder sie drucken und bearbeiten darf), ist sie günstig bzw. oftmals kostenlos in print und digital erhältlich.

1975  63 Jahre nach der nun weit verbreiteten 1912er-Version kommt eine neue Revision heraus: Der Text wurde auf die aktuell in Deutschland gebrauchte Sprache angepasst und scheiterte kläglich: Da die vertrauten Worte Luthers fehlten und zu sehr "modernisiert" wurden, wurde von der breiten Masse weiterhin die Version von 1912 bevorzugt.

1984  Nach dem "Desaster" von 1975 wurde 1984 eine neue Revision herausgebracht, die genau dort ansetzte, wo die Revision 1975 scheinbar versagte: Die vertrauten Wortlaute wurden wiederhergestellt und dennoch an weniger vertrauten Stellen dem aktuellen Sprachgebrauch zugeführt. Das Konzept hatte großen Erfolg: Bis heute ist die Luther 1984 die gebräuchlichste protestantische Bibelübersetzung.

2009  NeueLuther-Bibel. Unter diesem Namen wurde eine Bibelübersetzung auf den Markt gebracht (unabhängig von der Deutschen Bibelgesellschaft, die die Revisionen von 1975 und 1984 innehatte), die zwar zum einen auf Luthers Übersetzungswerk aufbaut, aber auf der anderen Seite die Sprache in heute verständlichem, modernem Deutsch und nahe am Urtext wiedergibt.

2017 Eine neue Revision der Lutherbibel der Deutschen Bibelgesellschaft.


Übersicht Zwar ist die Luther-Übersetzung eine der bekanntesten. Dennoch sind die Übersetzungsgeschichten von z.B. Franz Eugen Schlachter, dessen Werk ich sehr bewundere, nicht weniger erstaunlich. Daher zum Schluss meine bewährte Übersicht von Bibelübersetzungen, die m.E. beachtenswert sind, in einer erweiterten Fassung (man lernt ja nie aus und wahrscheinlich gibt es noch viele weitere Übersetzungen, die Beachtung verdienen):


1. urtexttreu:
  • Schlachter 2000 (SLA)
  • Einheitsübersetzung (EU)
  • Zürcher Bibel 2007 (ZB)
  • Elbefelder Bibel 1985/1991/2006 (EB)
  • Lutherübersetzung 1984 (Lu)
  • NeueLuther 2009 (NLu)
  • Neue-Welt-Übersetzung (NW)

2. auf Verständlichkeit abzielend und dadurch interpretativ:
  • Gute Nachricht Bibel (GNB)
  • Neues Leben (NL)
  • Hoffnung für alle (HFA)
  • Neue Genfer Übersetzung (NGÜ)
  • Neue evangelistische Übersetzung (NeÜ)

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